Magdalena Fasching

In Between - Irgendwo im Nirgendwo

Gedankenreisebericht

 

Da stand ich nun. Um mich herum alles dunkel. Ich konnte mich nicht orientieren. Wusste nicht, wohin ich gehen sollte, bis ich eine weitere Tür entdeckte. Sie war viel kleiner und unscheinbarer als die vorhergehende, doch irgendwas an ihr faszinierte mich. Ehe ich sie öffnen konnte, spürte ich etwas Schweres auf meinen Schultern. Wie eine unsichtbare Hand, die mich schützend streichelte. Ich blickte an mir herab und erkannte, dass ich nichts mehr erkannte. Ich Unsichtbarkeit verhüllt, öffnete ich die geheimnisvolle Tür und überquerte die Schwelle. Zuerst noch vorsichtig, doch da niemand auf mein Eintreten reagierte, ging ich weiter. Schwere Zweifel überkamen mich. Die anfänglich kindliche Faszination an dem unbekannten Raum verflog sofort und eine seltsame Unruhe machte sich in mir breit. Ich näherte mich langsam einem Tisch, unter dem zusammengekauert ein kleines Wesen hockte. Es zitterte am ganzen Körper. Angst erfüllte mich und ich biss nervös auf meinen Lippen herum. Also ging ich weiter. Plötzlich merkte ich, wie sich meine Hände zu Fäusten ballten und eine unbeschreibliche Wut in mir aufstieg. Umso mehr ich mich von dem zornigen Wesen mit dem roten Kopf entfernte, umso mehr flaute das Gefühl ab, doch dann überkam mich eine tiefe Trauer. Wie von Zauberhand zog es mich zu dem Geschöpf in der Ecke, dem dicke Tränen die Wangen hinunterliefen.

„Wer waren all diese Wesen?“

Auf dem Stuhl in der rechten Ecke stolzierte die Eitelkeit, während der Neid zornig daneben stand und trotzig auf dem Boden stampfte. Die Ungeduld rannte wie verrückt im Kreis umher, während die Trägheit faul inmitten des Raumes auf dem Boden lag. Der Tod saß gelassen am Fenster und unterhielt sich angeregt mit der Krankheit. Die Existenz diskutierte mit dem Geiz, während Schuld und Maßlosigkeit sich gegenseitig Vorwürfe an die Köpfe warfen. Ich verstand es immer noch nicht. Ich fühlte mich nur so schrecklich verloren. So, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich war so voller Sorgen. Die Last zwang mich in die Knie. Sie wurde immer schwerer. Ich konnte sie kaum ertragen- bis ich das Bewusstsein verlor. In mir wurde es dunkel.

Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich in dem großen, leeren Raum wieder. – Dem Raum, mit der faszinierenden kleinen Tür.