Magdalena Fasching

In Between - Irgendwo im Nirgendwo

IN BETWEEN - IRGENDWO IM NIRGENDWO

Diplomarbeit "Interdisziplinäre Klasse" an der Wiener Kunstschule

 

Die Welt wird immer seltsamer. 

 

Die Leute werden immer seltsamer! 

 

Alle wollen sie nahe sein, wo sie doch so fremd sind.

Du wirst plötzlich Zuhörer privater Gespräche, Zuseher intimer Situationen, Zeuge von Dingen, die du nicht einmal beschreiben kannst. Jeder teilt seine Privatsphäre und zieht doch Mauern um seine Grenzen. Alles wird immer mehr. Ein Phänomen des Fortschritts, des Charakters der westlichen Zivilisation. Alles lauter, bunter, schneller, größer, besser. Kurzum; mehr, mehr und noch mehr!

 

Was bleibt ist die Flucht in eine andere Welt. Eine Fantasiewelt. Wozu? Als wäre es nicht schon schwer genug sich in dieser Realität zurechtzufinden?

Aber: Wie real ist ein Traum und wie scheinbar ist die Realität? Wo endet die objektive Wahrnehmung und wo beginnt die subjektive Täuschung? Wie wirklich ist die Wirklichkeit und welche Rolle spiele ich in ihr? Woher komme ich und wohin gehe ich? Aber allem voran; wer bin ich eigentlich?

Schließe ich meine Augen, bin ich in meiner Welt, öffne ich sie, bin ich in der Realität. Schließe ich sie, bin ich in meiner Welt, öffne ich sie, bin ich in meiner Welt.

 

Ich lese Worte und sehe Räume.

Ich höre Musik und sehe Bilder

In mir Animationen, die sich zu ganzen Welten erstrecken-

 

INNENWELTEN.

 

5/3/2013

 

 

 

Der Titel „In Between- Irgendwo im Nirgendwo“ beschreibt zum einen die Lokalität dieser Welt, die es im Grunde nicht gibt, da sie sich in allen erdenklichen Zwischenbereichen befindet, sowie die mögliche subjektive und individuelle Erfahrung der Wahrnehmung und Positionierung.

Zum anderen beschreibt er aber auch den Zustand des Prozesses, den ich selbst als „In Between“ oder zwischen den Themen kursierend empfinde.

Die Präsentation soll eine Sammlung an bisherigen Arbeiten zeigen, die aufgrund der Auseinandersetzung und konzeptuellen Überlegungen entstanden sind, weshalb ich mich auch bewusst gegen eine klassische Präsentation im Sinne einer Ausstellung entschieden habe.

Die geraden Linien sowie die parallele Ausrichtung von Tischen und Objekten geben bilden mit dem restlichen Raum ein Gerüst für das Chaos und die Bewegung der Arbeiten und der Arbeitsweise, in der ich mich befinde.

 

 

BUCHBINDEARBEITEN

Meine Absicht war es einen Inhalt ganz ohne bewusste Zeichensetzung zu transportieren und das Objekt "Buch" für sich selbst sprechen zu lassen. Durch die Abstraktion auf die notwendigen Materialien konnte ich mich ganz gezielt auf diese konzentrieren.

Ein Zitat von Erich Fried lautet: Er sagt „Ich kann dich lesen wie ein offenes Buch“ und er glaubt, dass er jedes Buch, das er liest, auch verstehen kann."

 

SCHLEIFPAPIER

Die 50 Seiten sind aus 80g/m² Transparentpapier und stehen für das filigrane und sensible Innere, umgeben- in dem Fall eingebunden- in einem Bucheinband aus rauem Schleifpapier, Stärke 80. Nicht nur das Format, das von der Größe her eher an ein CD-Booklet erinnert, irritiert, sondern auch der Wiederspruch von Einband und Seiten. Doch der äußere Schein trügt. Auch im Kontakt mit anderen Menschen kommen wir immer wieder in die Situation über Äußerlichkeiten auf das Innere zu schließen.

 

JAPANBINDUNG

Das Heft mit Japanbindung besteht aus 19 Seiten unterschiedlichster Papierarten, wobei jedes Papier nur einmal vorkommt und so angeordnet ist, dass man beim Blättern die Möglichkeit hat jedes bewusst wahrzunehmen, da sie sehr konträr in Stärke und Art sortiert sind.

 

 

 

FOTOGRAFIEN

Bei den Fotoarbeiten war es mir wichtig selbst Model und Fotografin zugleich zu sein. Man findet sich im Leben oft in Situationen wieder, in denen man aktiv involviert ist und sich zugleich von außen wahrnimmt. Zusätzlich hat es den Aspekt nicht im Vorfeld nach Idealkriterien zu selektieren, sondern mit den Mitteln zu arbeiten, die man zur Verfügung hat; sich selbst- was wiederum für die eigene Akzeptanz steht.

Auch wenn ich bewusst eine Art fantastische Atmosphäre inszeniere, so überlasse ich die Interpretation der Bilder dem Betrachter. Ich möchte ihm so die Möglichkeit geben die Bilder entweder als abgeschlossene Momente zu sehen oder aber auch als Ausschnitte ganzer Geschichten.

 

 

 

LEINWAND

Bei dieser Arbeit standen die Grenzen und deren Auflösungen im Vordergrund.

Mindestens ebenso gewichtig wie diese Welten sind auch deren Grenzen. Wo beginnen sie? Wann überschreitet man sie? Und wo verlaufen sie überhaupt? Oder balanciert man sein ganzes Leben lang exakt auf diesen Grenzen, mit jedem Schritt vorwärts einmal mehr nach links und einmal nach rechts kippend. Doch was passiert, wenn diese Grenzen nicht mehr klar erkennbar sind? Wenn Realität und Schein sich vermischen? Wenn sie sich auflösen?

 

Diese Form von Grenzen und deren Auflösung habe ich anfangs zeichnerisch, dann malerisch versucht umzusetzen.

Links die klaren Konturen, rechts nicht mehr erkennbar wo die Form endet und wo das „Rundherum“ beginnt. 

Schwarz und Weiß stehen hierbei nicht nur klassisch für Licht und Schatten, sondern auch für den bekannten „Schleier vor den Augen“ oder den „Nebel im Kopf“.

 

ZWISCHEN REALITÄT UND SCHEIN

In der antiken Kultur stand der Spiegel als Abbild der Seele einer Person, in dem diese- je nach mythologischer Vorstellung- auch eingefangen oder festgehalten werden konnte.

 

BAROCKSPIEGEL MIT LASERGRAVUR

Der Spiegel entstand durch die Auseinandersetzung mit Identität und Wahrnehmung.

Grenzen haben aber auch sehr viel mit Wahrnehmung und Identität zu tun. Die Identitätsentwicklung beginnt bereits im Säuglingsalter, wenn der Säugling seine Mutter erkennt und sich von ihr erkannt fühlt. Die persönliche Identität entwickelt sich allerdings erst, wenn das Kind lernt zwischen sich und anderen zu unterscheiden. Doch wie unterscheiden wir uns von anderen? Bei Simone de Beauvoir definierte sich Identität durch das Setzen des eigenen Ichs und das Ausgrenzen eines anderen. Zum Beispiel: Ich bin eine Frau, weil ich kein Mann bin. Ich bin weiß, weil ich nicht farbig bin.

Kinder lernen erst im Alter zwischen 16 und 24 Monaten ihr Spiegelbild als Bild ihrer selbst zu sehen.

Doch was sehe ich, wenn ich in einen Spiegel schaue? Die spiegelverkehrte Abbildung der Realität? Mich? Oder doch jemand anderen? Jemand, von dem ich glaube es zu sein und trotzdem ist mir dieses Spiegelbild so fremd. Und warum nehme ich es anders wahr, als andere?

AUSSEN VS. INNEN

Die Innenwelten in meinem Arbeiten definieren sich über die rein auditive Wahrnehmung die bleibt, sobald ich meine Augen schließe.

Diese subjektive Empfindung von paralleler Innen- und Außenwahrnehmung versuche ich durch starke Gegensätze und Kontraste in meinen Arbeiten darzustellen.

Es ist eine Art Ambivalenz, ein Paradoxon, das sich in jeder Einzelarbeitet findet und sich wie ein roter Faden durch die gesamte Präsentation zieht.

 

Das Skizzenheft funktioniert als Art Logbuch im Hintergrund und gibt einen genaueren Einblick in das Projekt. DIN A3